Die Wiederkehr des Gleichen
Oktober 2024 | 000 Wörter | Bild © unsplash ricardo gomez angel
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass unser Gehirn nach gelernten Mustern und Regeln sucht, um neue Informationen schnell und effizient verarbeiten zu können. Werden wir deshalb vom Design bis zur Musik mit den immer gleichen Ergebnissen konfrontiert? Über den Nutzen von Schablonen.
Was neues wagen
Als Designstudent war ich fasziniert von den klassischen Lehrmethoden. Das Kopieren und Analysieren der Werke alter Meister half mir, die grundlegenden Prinzipien der Gestaltung zu verstehen und zu verinnerlichen. Doch schon damals stellte sich mir die Frage: Kann ein Designer wirklich etwas vollkommen Neues schaffen oder ist er stets darauf angewiesen, auf Bestehendem aufzubauen?
Nach meinem Abschluss Ende der 80er Jahre wagte ich den Sprung in die Berufswelt voller Enthusiasmus. Getrieben von dem Wunsch, etwas Eigenständiges zu schaffen, orientierte ich mich zunächst an einer jungen, avantgardistischen Zielgruppe. Meine Entwürfe waren experimentell, nischig und weit entfernt von den gängigen Marktstandards. Die Resonanz ließ jedoch zu wünschen übrig. Die Kunden schätzten zwar meine Kreativität, waren aber letztlich doch eher an Produkten interessiert, die ihnen vertraut waren und die sie sich gut vorstellen konnten.
Diese Erfahrung war ein wichtiger Wendepunkt in meiner Karriere. Ich erkannte, dass kommerzieller Erfolg oft eine Balance zwischen Originalität und Wiedererkennbarkeit erfordert. In der Folge begann ich, mich intensiver mit den Bedürfnissen des Marktes auseinanderzusetzen. Ich analysierte bestehende Produkte, identifizierte Trends und entwickelte daraus eigene, innovative Interpretationen. Dabei war es mir wichtig, einen Spagat zwischen dem Wunsch nach künstlerischer Freiheit und den kommerziellen Anforderungen zu finden.
Die ständige Wiederholung
Eine Anekdote berichtet von Hermann Rauhe, dem ehemaligen Direktor der Hamburger Musikhochschule, der im Auftrag von Leonard Bernstein erforschte, was populäre Musik so erfolgreich macht. Ein zentraler Faktor ist die sogenannte selbstähnliche Wiederholung, bei der Variationen eines wiedererkennbaren Musters eine starke emotionale Wirkung entfalten, indem sie beim Zuhörer ein Gefühl von Vertrautheit erzeugen.
Dieses Prinzip der Wiederholung findet sich nicht nur in der Musik, sondern auch in anderen Bereichen unseres Lebens. Das Jakob-Nielsen-Gesetz aus dem Bereich der Usability beschreibt, wie Nutzer ihre Erfahrungen mit bekannten Produkten auf neue übertragen. Diese mentale Modellierung basiert auf der natürlichen Neigung unseres Gehirns, Muster zu erkennen und zu generalisieren. So erwarten wir beispielsweise, dass der Warenkorb-Button in einem Online-Shop immer rechts oben zu finden ist.
Neurobiologisch gesehen ist dieses Verhalten darauf zurückzuführen, dass unser Gehirn bestrebt ist, Energie zu sparen. Durch die Wiedererkennung von Mustern können wir neue Informationen schneller verarbeiten. Die emotionale Wirkung von Wiederholungen wird durch die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin verstärkt, die mit Belohnung und Freude assoziiert sind.
Städte bieten ein weiteres Beispiel für die Macht von Mustern und Wiederholungen. Oft finden wir ähnliche Strukturen in verschiedenen Städten: Flüsse als zentrale Achsen, Bahnhöfe als Knotenpunkte, historische Zentren und moderne Hochhausviertel. Diese städtebaulichen Schablonen sind das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung zwischen geografischen, historischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren.
Das Jakob-Nielsen-Gesetz ist ein wertvolles Werkzeug für Designer und Entwickler, da es ihnen ermöglicht, intuitive und benutzerfreundliche Produkte zu schaffen. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass eine zu starke Orientierung an bestehenden Mustern auch zur Stagnation führen kann. Innovation erfordert es, bekannte Muster zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten.
Gewohnheit
Das nach dem bekannten Usability-Experten benannte Jakob-Nielsen-Gesetz beschreibt ein grundlegendes Prinzip der menschlichen Interaktion mit digitalen Produkten. Es besagt, dass Nutzende ihre Erfahrungen mit ihnen bekannten Produkten und Websites auf alle anderen ähnlich erscheinenden Produkte übertragen. Mit anderen Worten: Menschen sind Gewohnheitstiere und erwarten, dass digitale Interfaces intuitiv und konsistent funktionieren. Die Macht der Gewohnheit spielt dabei eine zentrale Rolle, da vertraute Muster und Erwartungen den Umgang mit neuen digitalen Produkten stark prägen.
Die Grundlage dieses Gesetzes liegt in der menschlichen Kognition. Unser Gehirn ist bestrebt, Energie zu sparen und sucht daher nach Mustern und Regeln, um neue Informationen schnell und effizient zu verarbeiten. Wenn wir eine neue Website oder App benutzen, vergleichen wir unbewusst deren Elemente und Funktionsweisen mit denen, die wir bereits kennen. Diese mentalen Modelle, die wir aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen gebildet haben, beeinflussen unsere Erwartungen und unser Verhalten maßgeblich.
Schablonen
Ist es nicht erstaunlich, wie schnell wir uns in jeder Stadt der Welt zurechtfinden? Oft bildet ein Fluss oder ein Küstenabschnitt eine Achse, Bahnhöfe das Zentrum. In Wassernähe finden sich Reste alter Bausubstanz. Dort, wo die Fassaden am höchsten sind und am meisten glitzern, gibt es das meiste Geld. In den Hochhäusern mit den langweiligen Fassaden wohnen eher die ärmeren Schichten. Der Unterschied zwischen den Städten liegt in ihrer Größe und Höhe. Es sind Strukturen, die in kurzer Zeit gewachsen und zu Schablonen geworden sind, die Blaupausen für alles Weitere.
In der ständigen Evolution bleibt das neue unerkannt. Jugend fordert radikalen Wandel. Auch werde ich das Gefühl nicht los, dass nichts fertig ist und immer nur im Stadium der Entwicklung. Wir sind die Versuchskaninchen.
Nicht immer entsteht etwas Neues. Entsteht aus dem ewig gleichen Rezept, das einer Schablone gleicht, nicht auch immer dasselbe Resultat?
Missverständnis
Wenn Säulen den Neubau schmücken. Dann ist das nicht eigenständig. mal ehrlich. Schauen wir nach tirol, dann lieben den einheitlichen Stil. Wenn jeder so baut, wie er meint, dass es für ihn schön ist, dann endet das in lauter Entgleisungen. Aber ein Weiterenentwiclung entsteh dadurch, dass manch einer mal was wagt und wir schauen,, ob es nachahmer findet. aber erstmal raus aus der Schublade.
Zunächst einmal ist das, was Betrachtende sehen, an sie adressiert und damit der Öffentlichkeit geschuldet und nicht dem Geschmack des Bewohners.